Erntedank - Feste: Hot Spots des Lebens für Familien

9 Aus meiner tiefsten Seele zieht Mit Nasenflügelbeben Ein ungeheurer Appetit Nach Frühstück und nach Leben. Joachim Ringelnatz AM ENDE DIE RECHNUNG Einmal wird uns gewiss die Rechnung präsentiert für den Sonnenschein und das Rauschen der Blätter, die sanften Maiglöckchen und die dunklen Tannen, für den Schnee und den Wind, den Vogelflug und das Gras und die Schmetterlinge, für die Luft, die wir geatmet haben, und den Blick auf die Sterne und für alle Tage, die Abende und die Nächte. Einmal wird es Zeit, dass wir aufbrechen und bezahlen; bitte die Rechnung. Doch wir haben sie ohne den Wirt gemacht: Ich habe euch eingeladen, sagt der und lacht, soweit die Erde reicht: Es war mir ein Vergnügen! Lothar Zenetti INS TESTAMENT Ich habe den Schafen noch nicht gedankt, die mich mit ihrer Wolle wärmten, nicht den Strickerinnen, den blassen, und denen, die ärmer als ich, mir nicht fluchten. Ich habe die Maurer nicht eingeladen, die Zimmerleute und all die andern, die mir das Dach und die Wände fügten, wo ich mich und das Meine berge. Ich bin nie zum Lokführer vorgelaufen, ihn zu loben, weil er mich wachsam, während ich schlief, durch die Nächte brachte, strahlenden Urlaubssonnen entgegen. Unbedankt blieb der Bergmann drunten für Kohle und Salz, der Brückenbauer, waghalsig überm trennenden Abgrund, und der Fischer auf wilder See. Auch den Setzern und Druckern hab ich nie gestanden, wie viele Schätze sie mit vergehendem Aug und Atem mir in Büchern gehortet haben. Wollt ich den kargen Ertrag meines Lebens unter alle, die je mir geholfen, es zu fristen, gerecht verteilen, käme auf jeden kaum ein Groschen. Auch der Anteil an meinem geringen Herzen wird nicht reichen für soviel Gnade, die ich empfangen durfte. Also werd ich als Schuldner aller sterben. Ich bitt euch alle: vergebt mir! Christine Busta

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