Dreikönige - Feste: Hot Spots des Lebens für Familien

8 Friedens und der Gerechtigkeit für alle Men- schen angebrochen sein soll? »Ab hier findet wohl jeder von uns auch ohne Leitstern zurück in seine Heimat«, meint Balthasar und zieht sich die wärmen- de Decke fester um die Schultern. »Schade nur, dass sich unsere Augen und Gedanken abends nicht mehr bei unserem Stern über der Krippe treffen können. Ich wäre gerne so mit euch in Verbindung geblieben.« Eine letzte gemeinsame Nacht am Lagerfeuer, ein letztes gemeinsames Frühstück, ein letztes Umarmen: Caspar, Melchior und Balthasar gehen nun unterschiedliche Wege. Melchiors Weg führt ihn weit, sehr weit. Durch bergige Landschaft, mit dem Schiff über einen großen Strom bis zur Hafenstadt. Morgen geht es weiter übers Meer. Heute will er noch einmal in einem richtigen Bett schlafen. Aber alle Hotelzimmer sind belegt. Was tun? »Es tut mir leid«, sagt der Wirt, »bei uns ist nichts mehr frei. Aber wenn euch ein einfaches Lager im Hause meiner Schwester reicht, dann will ich euch gerne zu ihr bringen.« Wunderbar eingemummelt im gemütlichen Bett schaut Melchior abends aus dem Zimmerfenster. Da sieht er, wie plötzlich über dem Haus der Schwester ein kleiner strahlender Stern hell aufleuchtet. Der Waldweg scheint kein Ende zu nehmen. Schon seit Stunden irrt Caspar auf schmalen Pfaden durch das Baumlabyrinth. Nirgends ein Hinweisschild und das Blätterdach so dicht, dass die Himmelssterne zur Orien- tierung nicht auszumachen sind. Erschöpft lässt Melchior sich auf einem umgestürzten Baum nieder und trinkt den letzten Tropfen aus seiner Flasche. Da! Ganz leise erst, dann klarer: Stimmen? Menschen! Eine Gruppe von Bergleuten nähert sich. »Nanu, was macht ihr, hoher Herr, denn hier im Wald zu dieser frühen Morgenstunde?« Einen Edelmann hat der Bergmann in der Nähe der schmutzigen Erzgruben noch nie gesehen. »Ihr wirkt müde. Kommt, nehmt von unserem Frühstück, stärkt euch!« Dank- bar greift Caspar nach dem angebotenen Brot. Ja, es tut gut, den leeren Magen zu füllen. Schnell ist die Notlage geschildert. Die Bergleute haben Ortskenntnis. Rasch ist der Weg beschrieben, auf dem Caspar zum Waldausgang, zur Landstraße finden kann. Als Caspar am Abend des Tages in den Him- mel schaut, sieht er, wie über der Stelle, an der die Erzgruben liegen, ein kleiner Stern hell aufleuchtet. Die Büsche schienen ihre grüne Farbe zu verlieren, die Felder trocken und an man- chen Stellen fast ganz verdorrt. Balthasar schwitzt in der sengenden Sonne. Mühsam ist es in der Trockenheit, die Reise fortzuset- zen. Gott sei Dank, bald ist das Dorf erreicht, in dem er für die Nacht rasten will. »Frisches Wasser kann ich Ihnen nicht anbieten, ho- her Herr!«, entschuldigt sich der Wirt. »Die Pumpe, die das Wasser vom großen Fluss herbringt, ist schon lange defekt. Es fehlt das Geld für die Reparatur.« Und auch der

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