Allerheiligen - Feste: Hot Spots des Lebens für Familien

9 Der Tod ist die uns zugewandte Seite jenes geheimnisvollen Ganzen, dessen andere Seite die Auferstehung ist. Romano Guardini DER GROSSVATER UND DER ENKEL Ein Vater war sehr alt und zittrig gewor- den, so dass er beim Essen Suppe auf das Tischtuch schüttete. Manchmal floss ihm auch etwas aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor. Schließlich setzten sie ihn hinter den Ofen in die Ecke. Dort saß er nun betrübt und allein und sah zum Tisch. Einmal entfiel seinen zittrigen Händen auch noch das Schüsselchen, aus dem er aß, und es zerbrach. Die junge Frau schimpfte ihn aus. Sie kaufte ihm eine hölzerne Schüssel; da- raus musste er nun essen. Eines Tages trug der Enkel von sechs Jahren kleine Brettchen zusammen. »Was machst du da?«, fragte ihn der Vater. »Ich mache einen kleinen Topf«, antwortete das Kind, »daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn sie alt sind.« Da sahen sich Vater und Mutter an. Sie holten sofort den alten Großvater an den Tisch. Und sie sagten auch nichts mehr, wenn er ein wenig verschüttete. Nach den Brüdern Grimm „BRAVO, AB IN DEN HIMMEL!“ Einst starb ein Mann ganz unverhofft. Nun stand er vor Jesus. Viele Leute, große und kleine, waren vor dem Mann an der Reihe. Er bekam genau mit, was die einzelnen vorzuweisen hatten, und was Jesus zu ihnen sagte. Jesus schlug in einem dicken Buch nach und sagte zum ersten: »Da steht: Ich hatte Hunger, und du hast mir zu essen ge- geben. Bravo, ab in den Himmel!« Zum zweiten sagte er: »Ich hatte Durst, und du hast mir zu trinken gegeben!« – und zum dritten: »Ich war krank, und du hast mich besucht! Bravo, ab in den Himmel, ihr beiden!« Dann kam ein Junge. Zu dem sagte er: »Hier steht: Keiner wollte etwas mit mir zu tun haben. Du aber hast mich zum Mitspielen eingeladen. Bravo, ab in den Himmel!« Und zu einem Mädchen sagte Jesus: »Hier steht: Alle haben mich beschimpft, du aber hast mich verteidigt! Bravo, ab in den Himmel!« Der Mann machte Gewissenserforschung – nichts von alledem hatte er getan. Jetzt kam ihm das Zittern: Was würde Jesus zu ihm sagen? Und dann war er an der Reihe. Er blickte auf Jesus und zitterte vor Angst. Jesus schaute auf. »Da steht nicht viel geschrieben“, sagte er, »aber das hat mir gefallen!« Der Mann meinte zu beobachten, dass Jesus dabei schmunzelte. »Du bist gekommen und hast mich zum Lachen gebracht, du hast mir Witze erzählt und mir Mut gegeben. Bravo, ab in den Himmel!« Heribert Arens, nacherzählt und ausgeschmückt nach L. Luciani: Ihr ergebener Albino Luciani, Zürich / Wien 1978, Quelle unbekannt.

RkJQdWJsaXNoZXIy NjE5Njc=